Vor über einem Jahr ist das Projekt „Fokus Bahn NRW“ als eine Gemeinschaftsinitiative verschiedener Eisenbahnverkehrsunternehmen des nordrhein-westfälischen Nahverkehrs angelaufen. Das Ziel, unternehmensübergreifend eine Verbesserung des Schienennahverkehrs für Mitarbeitende, Unternehmen und Kunden herbeizuführen, wird von der Landesregierung finanziell und organisatorisch unterstützt.
Zunächst war es Priorität, die Fahrplanumstellung des Nahverkehrs im Dezember 2019 so kunden- und pendlerfreundlich wie möglich durchzuführen. Unter anderem wurde dazu eine gemeinsame Regiezentrale in Duisburg gegründet, in der Vertreter verschiedener Unternehmen sitzen und bei Problemen im Betriebsablauf gemeinsam eine schnelle Lösung finden.
Nun hat auch der Verkehrsminister Hendrik Wüst sich positiv zum bisherigen Verlauf des Projektes geäußert: Wenn alle gemeinsam an einem besseren Schienenpersonennahverkehr arbeiten, sei das Projekt am erfolgreichsten.
Vor zwei Monaten hat SchienenJobs bereits über die Erfolge von „Fokus Bahn NRW“ berichtet, nun ist es Zeit für ein Update.
Das nächste Ziel: Fachkräftegewinnung!
Nun wird sich das Projekt der nächsten Aufgabe widmen: dem Fachkräftemangel. Lokführer/innen sind mittlerweile bundesweit eine der gefragtesten Berufsgruppen. Die Personalknappheit wird in den kommenden Jahren noch verstärkt, da etwa 40 Prozent der derzeitigen Mitarbeiter/innen in den kommenden Jahren in Rente gehen werden. Gleichzeitig wird der Schienennahverkehr in NRW um etwa 25 Prozent wachsen, sodass in fünf Jahren allein in NRW ca. 1700 Lokführer/innen fehlen werden.
Eine Branchenkampagne zur Mitarbeitergewinnung, die bereits etwa 60.000 Interessierte angesprochen hat, soll dem entgegensteuern. Ein einheitliches Ausbildungsmodell schafft eine bessere Auslastung der Schulungskapazitäten und darüber hinaus haben sich insgesamt dreizehn Unternehmen zu einer gegenseitigen Erstattung der Ausbildungskosten verpflichtet.
48 Prozent der befragten Frauen haben darüber nachgedacht, Lokführerin zu werden
Eine im Rahmen des Projektes durchgeführte Onlineumfrage ergab, dass 48 Prozent der befragten Frauen den Beruf der Lokführerin attraktiv findet. Insbesondere die Gruppe der Frauen über 30 ohne einen akademischen Bildungsgrad oder Frauen, die nach einer längeren Elternzeit wieder in einen Beruf einsteigen möchten, interessieren sich für die Vorteile des Lokführer-Berufs. Dazu gehören z. B. ein tariflich festgelegtes, verhältnismäßig hohes Einstiegsgehalt sowie die Möglichkeit, auch ohne viel Berufserfahrung direkt als vollwertige Kraft in ein Unternehmen Fuß zu fassen. Ebenso bietet der Regionalverkehr (im Gegensatz zum Fernverkehr) eine ausgewogenere Work-Life-Balance, insbesondere für Frauen mit Familie, obwohl Schicht- und Wochenenddienste auch hier Teil des Berufes sind.
Gleichzeitig geben aber auch über 90 Prozent der Frauen in der Umfrage an, dass Lokführer immer noch als eine Männerdomäne wahrgenommen wird. Das hat Auswirkungen: unter den Lokführern sind nur vier Prozent weiblich.
Die Daten aus der Umfrage werden nun genutzt, um ein Pilotprojekt – ein Ausbildungskurs, der sich speziell an Frauen richtet – zu konzipieren.
Eine weitere Zielgruppe – Menschen mit Fluchthintergrund
ine weitere Zielgruppe des „Fokus Bahn NRW“ sind Menschen, die aus dem arabischsprachigen Raum nach Deutschland geflüchtet sind. In einem Kurs für Quereinsteiger durchlaufen derzeit 50 angehende Lokführer vorbereitende Kurse sprachlicher und fachlicher Natur. Darüber hinaus absolvieren sie die üblichen Tauglichkeitsprüfungen. Unterstützt werden die Bewerber durch ein Patenprogramm der Partnerstiftung „Bildung und Handwerk“.
Die Website „Fokus Bahn NRW“ informiert regelmäßig über den aktuellen Stand des Projektes.
Quellen (inkl. Bild):
Fokus Bahn NRW – Für Verbesserungen im Schienennahverkehr
Lokführer – ein Frauenberuf? Das zeigt die Umfrage der Initiative