Weichenmechaniker:in im Job die richtigen Weichen stellen
Was eine Weiche ist, dürfte weitgehend bekannt sein – nämlich eine Konstruktion in einem Gleis, welche einem Zug den Wechsel von einem Strang zu einem anderen ermöglicht. Der Zug kann also als Ganzes die Fahrtrichtung ändern, ohne dass Waggons abgekoppelt werden müssen oder eine Drehscheibe zum Einsatz kommt. Weichenanlagen finden sich seltener auf freier Strecke, dafür aber umso mehr an Bahnhöfen und Rangierbahnhöfen.
Der Job der Weichenmechaniker und -mechanikerinnen gehört gemeinsam mit den Signalmechaniker/innen zu den Fahrbahnmechanikern. Dabei ist die Arbeit an den Weichen eher mit dem Beruf der Gleisbauer verwandt und bietet sich für Menschen mit einer Verbindung zur Metallindustrie an, während die Signaltechnik mehr mit Elektrik zu tun hat.
Durch die kontinuierliche Wartung und Instandsetzung sollen aber nicht nur Unfälle vorgebeugt und Ausfälle verhindert werden, sondern auch die Weiche gepflegt und ihre Langlebigkeit sichergestellt werden. Der Austausch eines Weichenbauteils oder der Neubau der gesamten Anlage ist oft mit einem gewissen zeitlichen Aufwand und hohen Kosten verbunden
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Was machen Weichenmechaniker im Job?
Weichenmechaniker und -mechanikerinnen haben in den meisten Fällen vorher eine Berufsausbildung in einem industriellen Bereich absolviert, wie z. B. als Industriemechaniker/in, Konstruktionsmechaniker/in, Metallbauer/in oder auch im Gleisbau. Über eine Funktionsausbildung qualifizieren sie sich für ihre neue Tätigkeit.
Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Inspektion und Dokumentation der Fahrbahntechnik, also der Weichen und Gleise, die in ihrer Verantwortung liegen. Insbesondere die Weichenanlagen mit ihren Bestandteilen werden in regelmäßigen Abständen gewartet. So wird ein reibungsloser betrieblicher Ablauf bei der Bahn ermöglicht und die Sicherheit des Bahnbetriebs gewährleistet.
Im Störungsfall gehört es zum Job der Weichenmechaniker und -mechanikerinnen, eine Schadensanalyse durchzuführen und die Weiche zu „entstören“. Weichenstörungen sind eine der häufigsten Ursachen für Störungen im Betriebsablauf und Zugverspätungen. Die beweglichen Teile einer Gleisanlage sind generell witterungsempfindlich oder können aufgrund von mechanischen (eine Blockade durch Steine oder Müll) bzw. elektrischen (durchgebranntes Kabel, ausgefallene Weichenheizung) Störungen ausfallen. Funktioniert eine Weiche nicht korrekt, wird eine Nachricht an das entsprechende Stellwerk gesendet und die zugehörigen Signale umgeschaltet, damit keine Züge versehentlich in die falsche Richtung fahren.
Um Ausfälle im Betriebsablauf vorzubeugen, werden die Weichen regelmäßig gewartet und, falls nötig, instandgesetzt. Bei der Wartung achten die Weichenmechaniker und -mechanikerinnen besonders auf die Funktionsfähigkeit der Antriebs- und Verschlusstechnik. Darüber hinaus wird überprüft, ob die Dimensionen der Weiche (z. B. der Abstand zwischen den Schienensträngen oder der Bewegungsradius der Zungen) noch den Richtwerten entsprechen. Eine weitere, eher saisonale Fehlerquelle ist die Weichenheizung, welche im Winter die Weichenanlage eisfrei hält. Bei Ausfall oder Fehlfunktion können die Weichen einfrieren und sind dementsprechend nur noch in eine Richtung oder gar nicht mehr befahrbar.
Die Zungen der Weichen werden entweder mechanisch über einen Hebel an der Gleisanlage bewegt oder über einen Motor, der auch aus einem Stellwerk heraus gesteuert werden kann. Hier haben die Weichenmechaniker und -mechanikerinnen ebenfalls ein Auge auf die Funktionalität.
Zu den digitalen Neuerungen der Schieneninfrastruktur gehört unter anderem das Weichenüberprüfungstool DIANA. Hier wird der Stromverbrauch einer Weiche digital erfasst und weiterverarbeitet. Bei einem ungewöhnlichen Anstieg informiert der Verantwortliche die zuständige Stelle, damit der Zustand der entsprechenden Weiche überprüft wird. Eisenbahninfrastrukturunternehmen wollen mit diesem Tool Störungen frühzeitig erkennen und gleichzeitig den Arbeitsaufwand der manuellen Wartung verringern. Bundesweit werden derzeit etwa 28.000 Weichenanlagen durch DIANA überwacht.
Welche Themen behandelt die Ausbildung?
Für eine Funktionsausbildung als Weichenmechaniker bzw. Weichenmechanikerin sind verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. Zum einen setzen Unternehmen eine abgeschlossene Berufsausbildung in den Fachrichtungen Metall, Elektro oder Gleis- bzw. Tiefbau sowie die physische und psychische Eignung nach den Kriterien des Eisenbahn-Bundesamtes voraus. Darüber hinaus wird empfohlen, vor dem Antritt der Funktionsausbildung mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im entsprechenden Beruf zu sammeln.
Die Ausbildung besteht aus theoretischen und praktischen Modulen. Sie werden mit einer Prüfung abgeschlossen.
Zu den Inhalten der Ausbildung gehören unter anderem:
- Einweisung in grundlegende Verhaltensregeln am Gleis (Arbeitssicherheit, Bahnbetrieb)
- Grundlegende Funktionsweise von Weichen und Technik (Bestandteile)
- Fachgerechte Entstörung und Störungsvorbeugung
- Zustandsbeurteilung
- Verfahren der Weicheninstandsetzung (Bettung, Schwellung, Befestigung, Fernbahn, Schiene, Weicheneinzelkomponenten)
- Bei Bedarf: Nachschleifen
- Kraftmessung
- Dokumentation der Arbeit etc.
- Einbaurichtlinien, Lage und Qualitätsbeurteilung
Wo finden Weichenmechaniker Stellenangebote?
Weichenmechaniker und -mechanikerinnen sind üblicherweise in einem Eisenbahninfrastrukturunternehmen angestellt. Der größte Arbeitgeber im deutschsprachigen Raum ist die Deutsche Bahn Netz AG. Darüber hinaus gibt es auch Hersteller von Weichen, bei denen die Wartung der Anlagen zum Angebot dazugehört und die dementsprechend auch Jobs für Weichenmechaniker und -mechanikerinnen anbieten.
Die Art der Anstellung ist hierbei stark vom Arbeitgeber abhängig. Das betrifft beispielsweise das Gehalt und die Arbeitsstunden. Während einige Arbeitgeber einen festen Arbeitsort sowie geregelte Arbeitszeiten bieten, wird von anderen eine Reisebereitschaft sowie Bereitschaftsdienst erwartet.
Weiterbildungen und Karrieremöglichkeiten für Weichenmechaniker
Auch nach dem erfolgreichen Einstieg in die Arbeitswelt können sich Weichenmechaniker und -mechanikerinnen beruflich weiterentwickeln. Sie sollten auf jeden Fall regelmäßig Seminare und Weiterbildungen absolvieren. So bleiben sie mit ihrem fachlichen Wissen auf dem neuesten Stand.
Mit beruflicher Erfahrung sowie der entsprechenden Qualifikation ist es möglich, mehr Verantwortung innerhalb eines Unternehmens zu übernehmen, z. B. als Teamleiter. Ebenso interessant sind Stellenangebote als Lehrkraft bzw. Anleiter/in im Rahmen der Funktionsausbildung.
Mehr Fachwissen und betriebswirtschaftliche Kenntnisse werden in der Meisterschule vermittelt. Wer einen Meisterbrief als „Bahnmeister bzw. Bahnmeisterin“ erworben hat, darf auch Auszubildende anleiten. Gleichzeitig lernen sie, Ressourcen und Arbeitsmaterial optimal einzusetzen und Potenzial der Produktivität und Entwicklungsmöglichkeiten eines Betriebs oder Unternehmens zu erkennen.
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Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben