Rangierbahnhof
Ein Rangierbahnhof findet sich vor allem an Knotenpunkten mit viel Handel oder Industrie, wie in Bergbaugebieten und in der Nähe von Häfen. Hier werden gemischte Güterzüge in ihre einzelnen Waggons zerlegt und in neue Züge zusammengesetzt, damit das transportierte Gut den richtigen Zielbahnhof erreicht. Die wenigsten Unternehmen benötigen einen gesamten Zug, der ihre Waren ohne Zwischenhalt vom Start- bis zum Zielbahnhof fährt.
Deshalb werden die verschiedenen Güterwagen miteinander kombiniert, um das Triebfahrzeug auszulasten und den Transport möglichst wirtschaftlich zu gestalten. Rangierbahnhöfe sind oft große und komplexe Anlagen. Der weltweit größte Rangierbahnhof befindet sich in Nebraska, USA. Auf einer Fläche von 26 Quadratkilometern werden hier täglich etwa 140 Züge abgefertigt.
Wie funktioniert ein Rangierbahnhof?
Das Herzstück eines jeden Rangierbahnhofs ist der Ablaufberg, eine Erhöhung der Schienen am Anfang des Rangierprozesses. Die Gleise fächern sich nach dem Ablaufberg auf und ermöglichen so eine Neusortierung der Waggons auf verschiedenen Gleisen. Bei großen Rangierbahnhöfen kann sich ein Schienenstrang in über vierzig Gleise, die sogenannte Richtungsgruppe, entwickeln.
Zur Aufteilung der Waggons fährt ein Güterzug rückwärts an den Ablaufberg heran. Auf der Kuppe des Berges werden die Güterwagen nach einander gelöst und rollen mit Hilfe der Schwerkraft in ihre Zielstränge, vorausgesetzt, die Weichen wurden vorher korrekt gestellt.
Rangierbahnhöfe lassen sich verschieden kategorisieren. Die sogenannten Flachbahnhöfe haben das Gefälle nur am Ablaufberg und sind ansonsten eben konstruiert, während bei Gefällebahnhöfen die gesamte Anlage eine Neigung aufweist und dadurch eine deutlich zügigere Sortierung ermöglicht.
Darüber hinaus werden einseitige von zweiseitigen Rangierbahnhöfen unterscheiden. Bei den Einseitigen laufen die Güterzüge nur in eine Richtung durch, während die zweiseitigen Züge aus verschiedenen Richtungen abfertigen können.
Rangierbahnhöfe heute
Mit der zunehmenden Motorisierung und damit einhergehenden Verlagerung des Warentransportes von der Schiene auf die Straße wurden kleine Rangierbahnhöfe überflüssig und geschlossen. Einige werden als Abstellbahnhöfe für Personenzüge weiter genutzt, andere der Natur überlassen. Die große, unbewirtschaftete Fläche sowie die relative Ruhe laden viele seltene Tierarten ein, sich dort anzusiedeln. So wurden im Raum Berlin auf ehemaligen Rangierbahnhöfen Kreuzkröten – eine streng geschützte Art – und Zauneidechsen entdeckt.
In Ballungsgebieten werden die Gelände zu Parkanlagen umfunktioniert, wie der Berliner Park „Südgelände“ auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Tempelhof. Die zunehmende Knappheit von Wohnraum veranlasst Städte und Investoren außerdem zur Neubebauung der Areale. Auf dem ehemaligen Rangierbahnhof in Pankow sind mittlerweile 2.000 Wohnungen und ein Einkaufzentrum in Planung.