Abschlussbericht zu Gigaliner-Test: „Ernüchternd“
BASt-Studie rechnet mit Kostendumping für den Lkw-Verkehr von 26 Prozent
Berlin, den 15. Dezember 2016. Mit Ernüchterung hat die Allianz pro Schiene den lang erwarteten Abschlussbericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zur unbefristeten Zulassung von Riesen-Lkw kommentiert: „In zwei Wochen endet der Gigaliner-Test, und Deutschland hat bis jetzt auf die Abschlussstudie warten müssen. Wer das Papier nun kurz vor knapp in Händen hält, erlebt eine Riesen-Ernüchterung. Kein Wunder, dass Verkehrsminister Dobrindt diese Studie lieber in der Schublade lassen wollte“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Donnerstag in Berlin. Positiv hob Flege hervor, dass der Bericht zumindest das von der Lkw-Lobby erwartete Kostendumping für Lkw-Transporte klar beim Namen nenne. „Die BASt bestätigt, dass der Straßengüterverkehr durch den Riesen-Lkw um 26 Prozent billiger wird. Wie viele Güter deshalb von der Schiene auf die Straße abwandern, beantwortet der Bericht dagegen nicht. Wissenschaftliche Studien und Praxiserfahrungen in Schweden rechnen es bereits vor, aber sie tauchen im BASt-Bericht zum Gigaliner-Test noch nicht einmal im Literaturverzeichnis auf. Kluge verkehrspolitische Entscheidungen lassen sich auf solchen Grundlagen nicht fällen.“
Gigaliner-Test bleibt wenig aussagekräftig
Auch seröse Aussagen über Umweltwirkungen erlaube der Test nicht, argumentierte die Allianz pro Schiene. „Der BASt-Bericht bescheinigt dem Gigaliner einen positiven Klimaeffekt und betrachtet dafür gerade mal 0,5 Promille aller in 2015 erbrachten mautpflichtigen Lkw-Fahrten. Dieser Wert ist nicht nur lächerlich gering, sondern – schlimmer – schlicht irrelevant: Über eine Marktanteilsbetrachtung zwischen den drei Verkehrsträgern Binnenschiff, Lkw und Güterbahn sagt er gar nichts aus. Noch weniger sagt er darüber aus, wie sich die Marktanteile vor dem Hintergrund der Verbilligung des Lkw entwickeln werden.“
Die Allianz pro Schiene kritisierte vor allem amtliche Schlussfolgerungen auf der Grundlage einer viel zu kleinen Datenbasis: „Der zuerst unterdrückte und jetzt klammheimlich veröffentlichte Abschlussbericht zeigt, wie wenig aussagekräftig der Test war: Der Bericht listet auf, dass in fünf Jahren lediglich 59 Speditionen mit 158 Lkw angemeldet waren. Wie viele davon tatsächlich gefahren sind, ist der BASt nicht bekannt. Mit Wissenschaft hat das überhaupt nichts mehr zu tun“, kritisierte Flege.
Fazit zum Gigaliner-Test: Riesen-Lkw sind gefährlich, teuer, umweltschädlich
Zum Ende der fünf-jährigen Testphase mit 25 Meter langen Lastwagen auf ausgewählten Straßen erteilte die Allianz pro Schiene dem Konzept Riesen-Lkw weiterhin eine klare Absage:
- Riesen-Lkw sind umweltschädlich, weil durch die Verbilligung des Lkw-Verkehrs Güter von der Schiene auf die Straße abwandern, so wie es in Schweden bereits geschehen ist. Das Ergebnis sind daher mehr und nicht weniger Lkw auf Deutschlands Straßen: Pro Tag bis zu 7000 Lkw-Fahrten zusätzlich werden prognostiziert. Der umweltfreundliche Schienengüterverkehr wird geschädigt, was der Test mit wenigen Fahrzeugen natürlich nicht abbilden kann.
- Riesen-Lkw sind teuer für die Steuerzahler, weil größere Lastwagen die bereits marode Infrastruktur überproportional schädigen. Für die Ertüchtigung von Tunneln und Parkbuchten wird der Steuerzahler zusätzlich zur Kasse gebeten, während das Bundesverkehrsministerium die Lkw-Maut gerade gesenkt hat.
- Riesen-Lkw sind gefährlich für die Autofahrer. Schon jetzt ist an jedem fünften tödlichen Unfall ein Lkw beteiligt, weshalb die Mehrheit der Deutschen laut Forsa diese Lastwagen ablehnt. Der Test kann das Sicherheitsrisiko nicht entkräften, weil nur wenige Fahrzeuge am Versuch teilgenommen haben.
Weitere Informationen
Gigaliner-Test: Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)