Berlin, 15.01.2021.
Die Deutsche Bahn hat im Jahr 2016 den Schlafwagenverkehr offiziell eingestellt und ihre verbleibenden 81 Waggons verkauft. Frankreich gab den Schlafwagenverkehr schon früher auf.
Immer billigere Inlandsflüge ließen die verhältnismäßig teuren Fahrten in einem Schlafwagen in den verschiedenen Ländern und europaweit oft zur zweiten Wahl werden. Auch, weil es oft an Komfort, Fahrradstellplätzen und anderen Aspekten mangelte. Nachtzüge mit Schlafwagen sind aufwändig zu betreuen, zu reinigen und instand zu halten
Karima Delli, Vorsitzende des Verkehrsausschusses im EU-Parlament, ärgert diese Entwicklung aus verschiedenen Gründen. Sie setzt sich mit ihrem Ausschuss dafür ein, dass es wieder Nachtzugverbindungen zwischen Wien, München und Paris bzw. Zürich nach Rom, langfristig auch von Berlin nach Paris und von Zürich nach Barcelona.
Derzeit werden die Nightjets vor allem von der österreichischen ÖBB sowie kroatischen, ungarischen und russischen EVUs angeboten.
Dellis Begeisterung für den Schlafwagenverkehr hat verschiedene Gründe. Einer davon ist, das Zugfahren – im Vergleich mit Autos oder Flugzeugen – mit Abstand die umweltfreundlichste Art des Reisens ist. Daher sollte das Angebot auch attraktiv sein, damit so viele Reisende wie möglich sich für die Bahn als Verkehrsmittel entscheiden.
Gleichzeitig bedeutet ein gut ausgebautes Zugnetz, ebenso wie der öffentliche Nahverkehr, eine Möglichkeit für sozial schwächere Menschen sowie der Landbevölkerung, auch ohne ein eigenes Auto oder Zugang zu einem Flughafen in den Urlaub zu fahren. Züge sind eben mehr als nur ein Transportmittel. Als ein Ort der Begegnung steht der Nachtzug für Delli auch für einen Austausch zwischen verschiedenen Menschen und sozialen Schichten.
Als Vorsitzende des Verkehrsausschusses hat Delli einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Verkehrspolitik der Mitgliedsstaaten. Zunächst musste sie doch vor allem die Mitglieder ihres eigenen Ausschusses von ihrer Vision überzeugen. Prestigereiche Projekte, wie z. B. der Bau von Autobahnen, lagen oft eher im Interesse ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Durch Beharrlichkeit und gute Argumente konnte Delli sie schließlich überzeugen.
Aber die Nachtzüge sind nur der Anfang. Das nächste Projekt für den europaweiten Zugverkehr ist ein besser abgestimmter Fahrplan sowie eine Einigung in Bezug auf Fahrradabteile.
Quelle: Die Retterin der Nachtzüge
Bild: ÖBB/Harald Eisenberger