In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren werden rund 20.000 Mitarbeiter die Deutsche Bahn aus Altersgründen verlassen. Der Konzern sucht deshalb jetzt schon händeringend nach Personal und verfolgt einen neuen Ansatz: Neben den Studienabbrechern setzt man gezielt auf die Ü50-Jährigen.

Thomas Drewanz konnte und wollte nach mehreren Jahren als selbstständiger Fahrlehrer seinen Beruf nicht mehr ausüben. Die Suche nach Ersatzfahrlehrern für seine Schule blieb erfolglos, daher entschied er sich mit 53 Jahren für einen Jobwechsel. Durch Zufall landete er im November bei einem DB-Recruitingevent. Eine Personalverantwortliche war sofort interessiert, als sie hört, dass er Fahrlehrer sei und fragte, ob er sich eine Ausbildung zum Lokführer vorstellen könnte. Wenige Wochen später unterschrieb Thomas Drewanz seinen Ausbildungsvertrag.

Die Geschichte von Thomas Drewanz ist beispielhaft für viele neue Mitarbeiter, die derzeit von der Deutschen Bahn zum Lokführer, Schaffner oder IT-Spezialisten ausgebildet werden. Von den derzeit 30.000 beschäftigten Beamten werden in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren 20.000 aus Altergründen das Unternehmen verlassen, das Durchschnittsalter liegt aktuell bei 46 Jahren. Dem Problem, nicht ausreichend Nachwuchs finden zu können, tritt der Konzern nun mit neuen Ansätzen entgegen: Neben Studienabbrechern und Zeitsoldaten werden auch verstärkt Ü50-Jährige als Azubis angeworben.

Thomas Drewanz absolviert nun eine neunmonatige Ausbildung und lernt anschließend sechs Monate lang die Strecke kennen. Pro Woche wird er dann 39 Stunden arbeiten, verdient zwischen 38.000 und 50.000 Euro im Jahr und erhält zusätzlich Schichtzulagen. Sofern eine Übernachtung außerhalb seines Heimatorts notwendig ist, übernimmt die Bahn die Kosten für ein Hotel. Nach der Ausbildung wird er unbefristet übernommen und muss zukünftig nicht mehr auf Urlaub verzichten oder lang überlegen, ob der Gang zum Arzt bei Krankheit seine Existenz gefährden könnte.

Die Idee der Bahn hat sich mittlerweile rumgesprochen und trägt erste Früchte. Im vergangenen Jahr waren 14 Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter über 50 Jahre alt, das sind vier Prozent mehr als in 2015. Trotzdem werden auch weiterhin noch mehr Mitarbeiter gebraucht. Personalvorstand Martin Seiler betont, dass er zum Beispiel lieber einen Triebfahrzeugführer mehr als einen zu wenig einstellt und dass niemand zu alt für die angebotenen Jobs sei. Neben Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen bestünde außerdem auch immer die Möglichkeit, sich online initiativ zu bewerben.

Quelle: www.MOZ.de
Foto: Deutsche Bahn AG,/Jet-Foto Kranert