Das Schweizer Unternehmen RAlpin, das die Rollenden Autobahn zwischen Freiburg im Breisgau und Novara bewirtschaftet, meldet wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Insgesamt hat das Unternehmen das Jahr 2019 mit einem Verlust von 3,6 Millionen CHF abgeschlossen. Ein Teil dieses Defizits lässt sich auf den allgemein rückläufigen Gütertransit zurückführen, während gleichzeitig unverändert hohe Kosten für Lokomotiven und Trassen anfallen. Ebenso sind in diesem Jahr aufwändige Wartungsarbeiten an den Waggons durchgeführt worden.
Und auch in diesem Jahr werden durch den coronabedingten Einbruch des Güterverkehrs im März und April ebenfalls Defizite hingenommen werden müssen. Die Anzahl der zu transportierenden LKWs ist auf ein Drittel der üblichen Zahlen gesunken. Zudem wurden zusätzliche Begleitwagen eingesetzt, um die Einhaltung der Abstandsregelungen bei den LKW-Fahrern und Fahrerinnen zu gewährleisten.
Aus diesen Gründen hat der Verwaltungsrat des RAlpin das Projekt Rollende Autobahn 2021+ ins Leben gerufen. Erste Konzepte zur Kosteneinsparung liegen bereits vor: die Einsätze der Lokomotiven sollen optimiert und die Züge verlängert werden. Darüber hinaus wird am Geschäftssitz in Olten gespart.
Mit einer langsamen Rückkehr zur Normalität erholt sich auch der Güterverkehr und RAlpin hoffen nun, zusätzlich zu ihren Sparkonzepten, auf finanzielle Unterstützung durch die Sonderfinanzierung für öV-Unternehmen.
Was genau ist Rollende Landstraße?
Die Rollende Landstraße bzw. Rollende Autobahn (Schweiz) ist eine Art Autozug für beladene Lastwagen, welche an einem Rangierbahnhof auf einen eigens konzipierten Zug auffahren und über lange Strecken über die Schiene transportiert werden.
Das Konzept der Rollenden Landstraße ist sehr alt: Bereits 1828, also noch vor der ersten „richtigen“ Eisenbahn, gab es Ideen für einen Zug für Pferdefuhrwerke. Realisiert wurde das Konzept hingegen erst 1968 (Schweiz) bzw. 1994 (Deutschland) und hatte seitdem immer wieder mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.
Die Vorteile wie auch die Nachteile der Rollenden Landstraße sind eindeutig. Auf der einen Seite ermöglicht der Transport der LKWs mit einem Zug die Einhaltung von Ruhezeiten und Überwindung von gesetzlich vorgeschriebenen Fahrverboten. Eine Rollende Landstraße ist klimaschonend, schützt vor Zeitverlusten durch Staus und eventuell unwegsamen Gelände durch Berge.
Gleichzeitig hat die RoLa auch signifikante Nachteile. Durch die mittransportierte Totlast (z. B. die Fahrerhäuschen) gilt die RoLa als eines der ineffizienteren Verkehrsmittel für den Transport von Gütern. Darüber hinaus ist die Bindung an Fahrpläne oftmals nicht realistisch für Unternehmen und Fahrer/innen.
Quelle: ConTraiLo. Projekt Rollende Autobahn 2021+. Juli 2020. Seite 43.
Bild: RAlpin AG