In wohl kaum einer anderen Ausbildung nimmt praktische Erfahrung einen so hohen Stellenwert ein wie bei Triebfahrzeugführern. Um den angehenden Lokführern neben den theoretischen Grundlagen auch Praxiserfahrungen zu vermitteln, setzt der Verband Deutscher Eisenbahnfachschulen (VDEF) bereits seit mehr als zehn Jahren zwölf interaktive Fahrsimulatoren ein – die nun grundlegend modernisiert und technisch erweitert werden. Durch die Entwicklung dieser zweiten Generation von Fahrsimulatoren möchte der VDEF sicherstellen, dass die Ausbildung zeitgemäß ist und dem neuesten technischen Stand entspricht.
Fahrsimulation: So realistisch wie möglich
Grundsätzlich ermöglicht die Fahrsimulation den Auszubildenden, in simulierten Zugfahrten alle wichtigen Abläufe und Handgriffe zu üben, die sie auch in ihrem zukünftigen Beruf tagtäglich brauchen werden. Wichtig ist dabei, dass das Training keine Simulation im Sinne einer Täuschung ist, sondern der Realität so nah wie möglich kommt. Deshalb finden die Fahrten zum Beispiel nach dem aktuellen Fahrplan statt und die Teilnehmer erhalten über ein Display alle wichtige Informationen – eben genau wie im Berufsalltag. In den Simulationen werden unter anderem geschobene oder gezogene Rangierfahrten, das An- und Abkuppeln von Fahrzeugen, Ändern der Fahrtrichtung und die Fahrt in verschiedenen Zügen, d. h. Güterzügen oder Reisezügen, geübt.
Ein großer Vorteil ist, dass die Simulationen automatisch ablaufen. So bleibt den Ausbildern am Ende mehr Zeit, sich auf die „Fahrschüler“ zu konzentrieren. Gleichzeitig bieten die Übungsfahrten von etwa 45 Minuten den zukünftigen Lokführern die Chance, auch unerwartete Geschehnisse zu üben, auf die sie womöglich in ihrem Berufsalltag stoßen werden. Beispielsweise könnten die Teilnehmer bei diesem sogenannten problemorientierten Lernen vor die Aufgabe gestellt werden, einen liegengebliebenen Zug zum nächstmöglichen Bahnhof zu ziehen – praktische Erfahrungen, bei dem sie ihr theoretisches Wissen, z. B. über die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten, direkt anwenden müssen.
Erweiterte Ausstattung und Bedienungsmöglichkeiten
Die Fahrsimulation findet an einem Fahrerpult statt, das über fünf Displays mit Touchscreens verfügt. Die Bildschirme erfüllen verschiedene Funktionen und versorgen die Schüler beispielsweise mit maschinentechnischen Informationen. Die Darstellung der Signale und der landschaftlichen Umgebung wurde in der neuesten Generation der Fahrsimulatoren verbessert. Darüber hinaus ist am Fahrerpult Platz für den Ausbilder vorhanden, um den Auszubildenden so gut wie möglich betreuen zu können.
Damit jedem Teilnehmer dieselben Inhalte vermittelt werden, kommt eine zentrale Übungsverteilstation (ZÜV) zum Einsatz. Von dieser werden die Fahrsimulationen an Ausbildungsstätten in ganz Deutschland geschickt. Ein weiterer Teil der Software ist das Assessment-Tool, das einen Bewertungsbericht über die Übungsfahrt erzeugt. Die Beurteilung ist dadurch zum größten Teil standardisiert, wobei die Ausbilder auch individuelle Kommentare wie Beobachtungen zur Fahrt hinzufügen können.
Wie wird man eigentlich Lokführer?
Den direkten Weg, um den Beruf des Triebfahrzeugführers bzw. Lokführers auszuführen, ermöglicht die Ausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“. In der dreijährigen Ausbildungsphase mit der Fachrichtung Lokführer und Transport im Nah- und Fernverkehr lernen die Auszubildenden, wie Züge sicher im Schienenverkehr gesteuert werden.
Voraussetzung für die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst ist ein Realschulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung. Geeignet für den Beruf sind diejenigen, die nicht nur ein großes Interesse an Technik und dem Bahnsystem mitbringen, sondern auch eine hohe physische und psychische Belastbarkeit.
In der Ausbildung spielen die Fahrsimulatoren eine große Rolle, da sie den Auszubildenden die Möglichkeit zum Experimentieren bieten. Sicher ist, dass die Berufsausbildung zum Lokführer durch die modernisierten Fahrsimulatoren nun noch innovativer und fortschrittlicher geworden ist – und die Auszubildenden vom Einsatz der modernen Technik definitiv profitieren.
Den vollständigen Artikel finden Sie im Magazin „Deine Bahn“, 47. Jahrgang, Februar 2019, Seite 16–19.