In den letzten Monaten ist das Land durch eine bisher unbekannte Situation gegangen. Die pandemiebedingte Kontaktsperre hat das Leben vieler Menschen, beruflich wie privat, nachhaltig beeinflusst. Ebenso groß war und ist die Herausforderung für solche Unternehmen, die von einem Tag auf den anderen für einen Großteil ihrer Belegschaft einen Homeoffice-Platz einrichten mussten.

So ging es der Deutschen Bahn. Der Konzern stand nicht nur vor der Herausforderung, als systemrelevanter Teil der Gesellschaft ihre Dienstleistungen im Personen- und Gütertransport weiter zuverlässig anzubieten, sondern auch, ihre fast 200.000 inländischen Mitarbeitenden im Innen- und Außendienst angemessen zu schützen und die vorgegebenen Auflagen umzusetzen.

Eine schier unglaubliche Herausforderung technischer und logistischer Art. Dabei ist die „Remote-Arbeit“ dem Konzern nicht unbekannt: die rund 84.000 Büroangestellten der Deutschen Bahn verfügen bereits seit mehreren Jahren über die notwendigen Tools und die Technik, um ihren Tätigkeiten auch von zuhause aus nachzugehen. So war nicht nur die Technik bereits erprobt, auch die veränderten Arbeitsabläufe und kommunikativen Herausforderungen der „Remote-Arbeit“ waren den Mitarbeitenden vertraut.

Der konsequente Ausbau der IT-Abteilungen der letzten Jahre macht sich nun bezahlt. Die DB Systel, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, hat innerhalb kürzester Zeit den Remote-Zugriff für die erheblich höhere Belastung nutzbar gemacht.

In kürzester Zeit hat das Team Secure Access die Zugänglichkeit des Netzwerks belastbarer gemacht, Router neu aufgestellt, Kabel gezogen und Leitungen umgesteckt. Darüber hinaus wurde ein VPN eingerichtet, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Anstatt der üblichen zwei Systeme sind nun sechs im Einsatz, um dem Ansturm auf die Netzwerke gerecht zu werden.

Dass die Netzinfrastruktur nicht hierbei nicht überlastet wird, hat höchste Priorität. Bei einem Zusammenbruch der Server würden auch verschiedene andere Systeme, wie z.B. die Ticketbuchung, nicht mehr laufen.

Wer geht ins Homeoffice? Alle!

Nicht für jede Abteilung des Konzerns ist die Arbeit von Zuhause einfach durchführbar. So wird das Computernetzwerk, an das über 7.700 DB-Standorte und mehr als 40.000 Netzwerkkompenten angeschlossen sind, von 15 Mitarbeitenden im Schichtdienst vor wandgroßen Bildschirmen überwacht. Störungen werden durch ad-hoc-Analysen und im gegenseitigen Austausch schnellstmöglich behoben.
Auch in dieser Abteilung hat sich die Vorbereitung ausgezahlt: mobile Endgeräte und ein innovativer Schichtplan haben einen unproblematischen Übergang in die „Remote-Arbeit“ ermöglicht.

Bewährt hat ich ebenfalls die Organisation der DB Systel in kleine, dezentrale und in weiten Teilen selbstorganisierte Teams. Eigenverantwortliches Handeln, kurze Entscheidungswege und Kommunikation auf Augenhöhe sorgen für eine innovative Dynamik innerhalb eines Teams, sodass Probleme schnellstmöglich gelöst werden können.

Onboarding aus dem Homeoffice

Insgesamt haben über den Zeitraum des Lockdowns 99 Mitarbeiter*innen ihre Stelle bei der DB Systel angetreten und wurden digital und ohne direkten Kontakt in ihre Tätigkeit eingeführt. Die benötigte Hardware ist über Umwege an ihr Ziel gelangt und verschiedene virtuelle Formate haben den Einstieg in ein Team, die Vernetzung der Mitarbeitenden und die interaktive Zusammenarbeit ermöglicht. Viele dieser Formate haben so gut funktioniert, dass sie für die Zeit nach der Pandemie weiter genutzt werden.

Krisen fördern Innovation

Abschließend lässt sich feststellen, dass sich die Vorbereitung der Technik, Bereitstellung der Tools und die im Vorfeld eingerichteten Cloud ausgezahlt haben. Nur so ließen sich die Tätigkeit der Angestellten des Konzerns über einen Zeitraum von nur zwei Tagen aus dem Büro nach Hause verlagern.
Unerlässlich für den Erfolg eines solchen Konzeptes sind natürlich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Eigenverantwortlichkeit, Selbstorganisation in kleinen Gruppen und kurze Abstimmungswege sind unerlässliche Faktoren, um ein Unternehmen in Krisenzeiten arbeitsfähig zu halten.
So konnte die Deutschen Bahn den Personen- und Gütertransport auch während des Lockdowns ohne merkliche Einschränkungen fortführen.

Quelle:

Magazin: Deine Bahn. Wie man ein Unternehmen arbeitsfähig hält, wenn alles stillsteht. Juni 2020. Seite 46 – 49

Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger