Die im Jahr 2019 von der DB AG formulierten Strategie der „Starken Schiene“ hat bedeutende Ziele für die Erweiterung und Modernisierung des Schienennetzes zugunsten des Fahrgasttransportes und Schienengüterverkehrs gesetzt. Die Umsetzung dieser Ziele beinhaltet eine optimierte Nutzung der vorhandenen Kapazitäten, eine deutliche Steigerung des Neu- und Ausbaus sowie die Digitalisierung und Qualitätsverbesserung der bestehenden Infrastruktur.
Zugutekommen soll dieser Ausbau den Fahrgästen mit schnellen und zuverlässigen Anbindungen, dem Klima durch weniger PKW- und LKW-Fahrten, der Wirtschaft sowie der allgemeinen Vernetzung der Schienen Europas.
LuFV III und Eigenkapital
Der Ausbau der Infrastruktur wird nun durch eine Investitionsoffensive von Bund und Bahn auf den Weg gebracht. Für 2020 ist bereits eine Erhöhung der Investitionen um 14 Prozent (12,2 Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahr geplant.
Diese Finanzierung ist Teil der im Januar unterzeichneten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung III, die Investitionen über 86 Milliarden Euro bis 2030 in die Schiene vorsieht. Hier ist eine Steigerung von 54 Prozent im Vergleich mit der letzten LuFV zu verzeichnen.
Zusätzlich werden die jährlichen Investitionen des Bundes über die kommenden zehn Jahre von zwei Milliarden Euro auf drei Milliarden Euro angehoben.
Die DB AG steht nun vor der Herausforderung, eine Balance zwischen kurz- und langfristigen Investitionen zu finden.
Investieren, aber sinnvoll
Damit die angestrebte Auslastung des Schienennetzes nicht sofort wieder durch Baustellen eingeschränkt wird, ist eine sorgfältige Planung und Koordinierung der geplanten Maßnahmen vonnöten. Priorität hat hierbei die kundenfreundliche und zeitgerechte Umsetzung der Bauvorhaben.
Wegweisend ist hierbei ebenfalls die Netzkonzeption 2030, die derzeit auf die Netzkonzeption 2040 erweitert wird.
Kurzfristig, d. h. über die kommenden fünf Jahre, fokussiert sich der Ausbau der Infrastruktur auf die Modernisierung und Digitalisierung der Leit- und Sicherheitstechnik, langfristig sind Investitionen in den Streckenausbau und die Engpassbeseitigung geplant.
Insgesamt ist aktuell die Inbetriebnahme von 146 Knoten und Korridoren über die kommenden zehn Jahre geplant.
Schienenpersonenverkehr
Investitionen in den Schienenpersonenverkehr drehen sich insbesondere um die Pünktlichkeit der Züge sowie die kundefreundliche Anbindung an Wohn- und Arbeitsgebiete. Hierfür sind Digitalisierungsmaßnahmen auf insgesamt 11.000 Streckenkilometern geplant, die zum Teil den öffentlichen Nahverkehr miteinschließen.
Eine enge Zusammenarbeit mit Städten und Regionen in sogenannten Koordinierungsräten stellt sicher, dass die Entwicklung und Umsetzung der Verkehrskonzepte sich an den Bedürfnissen der Region und ihrer Fahrgäste orientiert. In Projekten wie „i2030“ von Berlin und Brandenburg oder „Frankfurt RheinMain plus“, der Zusammenarbeit von Frankfurt und Hessen, wird dieses Prinzip bereits umgesetzt.
Schienengüterverkehr
Zur Unterstützung des Schienengüterverkehrs ist insbesondere der Aus- und Umbau von Umschlaganlagen geplant. Als Vorbilder sind hier insbesondere die hochmodernen und vielseitig nutzbaren Anlagen MegaHub Lerthe oder die Zugbildungsanlage Halle zu nennen. Der schnelle und flexible Transport der Güter durch eine Kombination aus Netzausbau, Kostensenkung und Digitalisierung ist das Ziel der Investitionen in den Güterverkehr.
Darüber hinaus setzt die Bahn beim Ausbau der Infrastruktur weiterhin auf den kombinierten Verkehr und die Zusammenarbeit mit der Straße sowie Wassertransportwegen.
Ein weiteres wichtiges Projekt der kommenden sechs Jahre ist die Aufbereitung wesentlicher Teile des Schienennetzes für Güterzüge mit einer Gesamtlänge von 740 Metern, um Waren wirtschaftlicher und effizienter zu transportieren.
Effiziente Nutzung der Ressourcen sicherstellen
Für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie ist eine reibungslose Zusammenarbeit von Politik, Planungsbüros, Baufirmen und der DB AG unerlässlich. Verschiedene Tools wie BIM (Building Information Modelling) und PPA (partnerschaftliche Projektabwicklung) sollen die Zeit der Umsetzung verkürzen, Interessen vereinen und Anreize für eine schnelle Projektabwicklung setzen.
Darüber hinaus sorgen transparente Regelungen für eine zuverlässige Zusammenarbeit und eine sinnvolle Nutzung der Ressourcen.
Die langfristigen Finanzierungszusagen des Bundes sind außerdem eine wichtige Grundlage für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Bauinfrastruktur sowie die Weiterentwicklung der Bautechnologie. Die Personalkapazitäten im Schienensektor wie auch in der Bauindustrie werden ausgelastet und erweitert. Diese Entwicklungen kommen dem Schienenausbau wieder zugute, da in Zukunft mit einer schnelleren Fertigstellung der Projekte gerechnet werden kann.
Neben Ingenieuren und Bauleitern werden zukünftig auch Gleisbauer, IT-Kräfte und Bauzeichner vermehrt gesucht werden.
Quelle: Den vollständigen Artikel finden Sie in der Fachzeitschrift „Deine Bahn“, 48. Jahrgang, April 2020